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Die Dreharbeiten für den neuen Rega-Film fanden im vergangenen Herbst in Zusammenarbeit mit WaldSchweiz statt. Foto: Roger Sacher

Verband & Politik | ZeitschriftenLesezeit 4 min.

Eine gut eingespielte Rettungskette ermöglicht effektive Hilfe

Um die Ausbildung ihrer Partner im Wald zu optimieren, hat die Rega zusammen mit dem Bereich Ausbildung von WaldSchweiz im Oktober 2023 ein drittes Schulungsvideo gedreht. Der Clip wird verwendet, um den Forstarbeitern zu zeigen, wie eine Rettungswinde im Wald eingesetzt wird.

Marc Fragnière | Die Agentur der Euro­päischen Union für Flugsicherheit (EASA) empfiehlt, die Partner für die Luft­rettung zu sensibilisieren. In diesem Sinne beteiligt sich die Rega an der Ausbildung von Forstarbeiterinnen und -arbeitern, denn «nur eine gut eingespielte Rettungskette kann Menschen in Not wirksam helfen». Ein koordinierter und durchdachter Einsatz sei umso wichtiger, wenn er in unwegsamem Gelände stattfindet, wie es im Wald oft der Fall ist, betont Didier Noyer, Instruktor Partnerausbildung bei der Rega: «Das Ziel dieses Films ist, den Forstarbeitenden zu zeigen, wie eine Windenaktion mit dem Rettungshelikopter in schwierigem Gelände im Wald abläuft. Das Schulungsvideo zeigt die Vorbereitung des Einsatzes und dessen Durchführung. Wir verwenden den Film, weil wir nicht bei jedem Forstkurs eine ‹Flugvorführung› machen können.»

Oft gibt es keine weiteren Helfer

«Forstpersonal, das unsere Hilfe benötigt, ist oft zu zweit oder zu dritt am Unfallort. In diesen Gebieten können Rettungsdienste oft nicht terrestrisch eingreifen, da die Zufahrtsstrassen, das Gelände oder die lange Fahrzeit nicht erlauben, innert nützlicher Frist hinzugelangen. Da das Forstpersonal im Notfall mit uns allein ist, ist es sinnvoll, ihnen die Rettungswinde am Rega-Helikopter zu erläutern und aufzuzeigen, wie eine Notärztin oder ein Notarzt an den Unfall­ort gelangt. Man erklärt ihnen auch, was sie in der Nähe eines Helikopters am Boden oder an einem Einsatzort nicht tun sollen. Beispielsweise sollen sie sich nicht unter dem Helikopter aufhalten, wenn die Winde zum Einsatz kommt, da Bäume oder Äste abbrechen können. Sie müssen einen Abstand von 70 Metern oder einer doppelten Baumlänge einhalten. Wir versuchen unsererseits, eine Lichtung im Wald zu finden, wo wir die Ärztin oder den Arzt an der Winde absetzen können. Das geschieht niemals direkt über dem Verunfallten.»

Nach dem Rekognoszierungsflug beurteilt die Ärztin oder der Arzt auch an der Winde nochmals die Umgebung, unterstützt vom Windenoperateur (Rettungssanitäterin/-sanitäter im Helikopter), sodass eine sichere Rettung möglich ist. Am Boden angekommen, geht sie oder er mit ihrem respektive seinem Material zum Verunfallten. Aufgrund des Berichts des Waldarbeiters, der sich bisher um den Verletzten gekümmert hat, nimmt die Ärztin oder der Arzt die medizinische Versorgung vor, immer in Zusammenarbeit mit dem/den Kollegen des Verunfallten, bevor dieser für den Transport respektive die Windenrettung vorbereitet wird. Der Verletzte wird dann zu einer Lichtung gebracht, um mit der Ärztin oder dem Arzt zum Helikopter hochgezogen zu werden.

Für jede Mission die richtige Lösung

«Wir setzen die Winde nicht einfach standardmässig ein», sagt Didier Noyer. «Erst prüfen wir, ob der Helikopter auf einer nahe gelegenen Lichtung landen kann und ob Ärztin und Sanitäter von dort aus zu Fuss weitergehen können. Auch ein Absetzen mit nur einer Kufe auf dem Boden ist eine Möglichkeit, um die Ärztin oder den Arzt aussteigen zu lassen. Es gibt keine Standardlösung, jeder Einsatz verlangt eine eigene Lösung.»

Im Film wurde als Szenario der Einsatz einer Rettungswinde gewählt. «Die Waldarbeiter sollen uns nicht einweisen, indem sie das ‹Y› machen, wie es andere Berufsgruppen wie Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute tun. Bei der Alarmierung muss uns der Waldarbeiter den ‹H-Punkt› nennen, den Mittelpunkt des Arbeitsortes. Dieser Punkt kann sich mitten im Wald oder am Hang befinden, und es handelt sich nicht um einen Absetzplatz. Der Waldarbeiter muss auch den ‹T-Punkt› angeben, welcher der Treffpunkt für die Bodenrettung ist (Anm. d. R.: Der Verantwortliche einer Baustelle muss den T- und den H-Punkt in seiner Planung vor dem geplanten Einsatz festlegen (vgl. CODOC)). Dort nimmt er Polizei, Rettungskolonne oder Ambulanz in Empfang.» WaldSchweiz wendet dieses Vorgehen seit gut 15 Jahren an.

Die Handlung des Videos zeigt einen Unfall im Wald: «Eine Baum fällt ungünstig, und es kommt zu einem Unfall. Vor den Dreharbeiten wussten wir nicht, dass es an diesem Unfallort kein Mobilfunknetz gab. Der Forstarbeiter, der den Alarm auslösen sollte, musste deshalb zuerst ein Netz finden. Dann kam die Rega-App zum Einsatz.» Zu sehen sind auch die Reaktion und die Fragen der Rega-Einsatzleiterin sowie ihre Entscheidung, den Helikopter zu schicken. «Wir wollen zeigen, wie man alarmiert. Wichtig ist auch, dass die Person, welche alarmiert hat, an der Stelle bleibt, an der sie Empfang hat, damit sie erreichbar bleibt.» In den Kursen werde diese Frage immer wieder gestellt, und die Antwort sei klar: «Besteht am Unfallort kein Empfang, muss der Alarmierende an der Stelle bleiben, von der aus er angerufen hat, und er darf nicht zum Verunfallten zurückkehren. Auch aus diesem Grund legt die Suva in den lebenswichtigen Regeln für die Waldarbeit fest, dass man nicht allein arbeiten soll.»

Herausforderung Nebel 

«In den Kursen lege ich Wert darauf, dass die Forstarbeiterinnen und -arbeiter schwierige Stellen bei schlechter Sicht meiden und dass sie Baustellen auch unter Berücksichtigung des Wetters sicher planen.» Denn bei Nebel könne man nicht einfach mit dem Rettungshelikopter eingreifen. Liege zwischen der Basis und dem Einsatzort Nebel, könne man ausweichen. Schwieriger sei, wenn die Basis oder der Unfallort im Nebel lägen. «Unsere Einsatz­zentrale findet aber in jedem Fall eine Lösung, eventuell in Zusammenarbeit mit einem terrestrischen Rettungstrupp, was aber länger dauert. Wir müssen die Chefs dafür sensibilisieren.» Eric Locatelli vom forstlichen Berufsausbildungszentrum (Centre de formation professionnelle forestière) in Mont-sur-Lausanne (VD) empfiehlt in seinen Kursen, Vorgesetzte und politisch Verantwortliche auch einzuladen. So werden sie sensibilisiert, und ihnen kann auf dem Übungsgelände gezeigt werden, dass es sinnvoll und vielleicht sogar sicherer ist, auf bestimmten Baustellen in schwierigem oder schwer zugänglichem Gelände Teams mit mindestens drei Personen einzusetzen. «Wir beziehen stets auch den regionalen Ambulanzdienst mit ein. Es ist wichtig, zu zeigen, dass die Rega nicht alles allein macht, sondern immer mit den anderen Rettungsdiensten zusammenarbeitet. Je nach Region, in unwegsamem Gelände, wird auch ein Team der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) oder für bestimmte Gebiete im Kanton Waadt die Gruppe für Erkundung und Einsatz in gefährlichen Umgebungen (Groupe de Reconnaissance et d’Intervention en Milieu Périlleux (GRIMP)) aus Lausanne beigezogen.»

Ein Viertel der Einsätze findet nachts statt

Dunkelheit ist kein Hindernis. Bei der Rega erfolgt jeder vierte Einsatz in der Nacht. «Wir können auch nachts eine Windenaktion durchführen. Die Crews werden dafür regelmässig geschult und in internen Übungen trainiert. Wir Menschen sind nicht wie andere Säugetiere dafür ausgerüstet, nachts gut zu sehen. Die Konzentration und die Sicherheit bei jedem Handgriff gewinnen dadurch noch mehr an Bedeutung. Aber es ist möglich, sofern das Wetter es zulässt. Was uns Sorgen bereitet, ist der Zustand der Wälder, die immer trockener oder kränker werden: Äste können abbrechen, oder trockene, stehende Bäume können umfallen. Andere, die kerngesund aussehen, aber keine gesunden Wurzeln mehr haben, können ebenfalls umkippen. Wir verlassen uns darauf, dass uns die Forstleute vor Ort vor solchen Gefahren warnen, denn im Wald sind sie die Spezialisten. Sie kennen ihn am besten.»

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