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René Unternährer, Gründer der Skimarke Swiss Massiv, weiss genau, welche Bäume sich für seine Ski eignen.Fotos: zvg

Zeitschriften | Verband & PolitikLesezeit 2 min.

Kleine Ski-Manufakturen gehen zurück zum Werkstoff Holz

Back to the roots. Zwei Schweizer Skiproduzenten setzen bei ihren Wintersportgeräten vermehrt auf Holz. Nicht nur auf dem Deckblatt, sondern auch im Kern verwenden sie den nachhaltigen Rohstoff, und einer davon recycelt diesen sogar.

Sarah Sidler | «Ich kaufe nicht einfach Holz für meine Ski, ich kaufe einen Baum. Denn der Charakter eines Skis fängt beim Baum an.» Dies ist auf der Website des Schweizer Skiproduzenten René Unternährer zu lesen. Seit 2012 produziert er im luzernischen Doppleschwand unter dem Namen Swiss Massiv handgefertigte Unikate aus einheimischen Hölzern. «Wachsen in den Revieren von Förstern aus dem nahen Entlebuch Eiben oder Ulmen, die sich für meine Ski eignen, kommen sie auf mich zu», so der Luzerner. Er lebt und arbeitet in der Region seit seiner Kindheit, hat die Bäckerei seines Vaters zu einer Werkstatt umgebaut und ist deshalb gut vernetzt. 

Da Eiben rund 150 Jahre benötigen, um einen Umfang von 30 Zentimetern zu erreichen, freut sich René Unternährer jeweils über solche Anrufe. Nicht nur gefällt, sondern auch gesägt und verarbeitet werden die Hölzer im Biosphäre-Reservat Entlebuch, weshalb seine Marke das Label der Biosphäre tragen darf. «Weil sich das Holzbild mit jedem Schnitt verändert, ist jeder meiner Ski ein Unikat.» 

30 Jahre lang sammelte der Doppleschwander als Angestellter in einer grossen Skiproduktion Erfahrung, bis er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. «Ich wollte Retroski bauen.» Früher seien alle Ski aus Holz gewesen. Für die einfachen Bretter sei damals häufig Eschenholz verwendet worden. René Unternährer jedoch verwendete erst Faserbambus und Ulme, heute verarbeitet er meist Eibe zu Deckblättern für seine Fabrikate. Angefangen hat er mit einem Allroundermodell in fünf verschiedenen Längen. Inzwischen produziert er vier verschiedene Modelle. Allrounder, Slalom, Freeride und Allmountain sind in diversen Längen erhältlich. Zwischen 250 und 300 Ski verkauft Swiss Massiv pro Jahr.

Als einer der wenigen, verwendet René Unternährer für den Kern auch Holz von Schweizer Pappeln oder Buchen. «Buchenholz hält dem Druck der Presse gut stand. Das von Pappeln ist langfaserig und gleicht die Schwingungen gut aus. Dadurch ergibt sich eine erhöhte Laufruhe», erklärt er. Bambus findet man heute teilweise auch im selbst entwickelten Kern sowie in dessen Seitenwangen. «Die Langfaserigkeit des Bambus bringt Festigkeit und eine hohe Laufruhe.» 

Da René Unternährer die Nachhaltigkeit am Herzen liegt, möchte er den benötigten Bambus nächstens in der EU kaufen. Der Nachhaltigkeitsgedanke widerspiegelt sich im neusten Projekt. Dabei zielt er insbesondere auf die Kreislaufwirtschaft und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit der  Abfallproblematik vom Rohstoffgewinn über die Produktion bis hin zum fertigen Ski. Die ersten mit diesem neuen Verfahren hergestellten Kundenski sind unter dem Namen eco peak in Produktion. Die Idee ist ein rezyklierbarer Ski, welcher am Ende der Lebensdauer wieder in seine Einzelteile zerlegt werden kann. Diese sollen korrekt in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt und im besten Fall zu einem neuen Ski verarbeitet werden. Weil er Ökoleim verwende, lösen sich gebrauchte Ski in einem speziellen Bad in ihre Einzelteile auf. Auch in der Werkstatt von Timbaer in Appenzell-Steinegg (AI) wird Bambus im Kern der handgefertigten Ski verwendet. Die dünnen Bambusschichten werden in einem patentierten Verfahren aufeinandergeschichtet und verleimt. «Mit Eschenholz im Kern machten wir schlechte Erfahrungen, Bambus ist langlebiger und seine Fasern haben eine höhere Spannung», sagt einer der Timbaer-Gründer, Dano Waldburger. Der Markenname ist eine Kombination aus dem englischen timber – als Überbegriff für Holzarbeiten jeglicher Art – und dem Wappentier des Kantons, dem Bären. «Wir sind beide ausgebildete Schreiner, fuhren Skirennen und verfügen über entsprechende Materialkenntnis. Deshalb kommt Holz bei unseren Ski prominent vor», führt er aus. 

Dekorative Räuchereiche

Das prägnanteste Deckblatt ihrer Skikollektion ist Nussbaumfurnier. Da dieses jedoch in der Schweiz nicht mehr hergestellt wird, beziehen sie es aus Frankreich. «Als wir 2016 mit der Skiproduktion begonnen haben, hatten unsere Kunden fünf verschiedenen Deckblätter zur Auswahl. Solche aus Eichen-, Ulmen-, Apfel-, Räuchereichen- und Nussbaumholz. Das überforderte sie oft», erzählt Dano Waldburger. So verarbeiten die zwei Appenzeller heute noch die letzteren beiden Hölzer zu Deckblättern für ihre handgefertigten Ski. Schweizer Räuchereiche kommt bei den Intarsien zum Zug. Das fünfköpfige Team von Timbaer produziert inzwischen ungefähr 450 Ski pro Jahr. Mit den Deckblättern aus Nussbaumholz gehen die Skibauer in die sechste Generation. Welches Holz wird wohl die neue Kollektion zieren?

Über diese und viele weitere Themen lesen Sie in der neuen Ausgabe von «WALD und HOLZ».

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