Wird der Schweizer Wald übernutzt?
Nein, generell wird der Schweizer Wald nicht übernutzt - im Gegenteil! Jedes Jahr wachsen rund 1.5 Mio. Kubikmeter mehr Holz nach, als genutzt wird oder natürlich abstirbt. Es ist also sogar noch ein ungenutztes Potential vorhanden. Ein Blick in das Schweizer Landesforstinventar zeigt, dass der durchschnittliche Holzvorrat in der Schweiz seit Jahrzehnten zu nimmt. Lag er 1985 noch bei 334 m3/ha, liegt der durchschnittliche Holzvorrat heute inklusive stehenden abgestorbenen Bäumen bei 374 m3/ha. Mit rund 350 m3 lebenden Bäumen pro Hektar hat die Schweiz sogar den höchsten durchschnittlichen Holzvorrat Europas. Ausserdem schützt eines der strengsten Waldgesetze den Wald in seiner Fläche und vor grossflächigen Holzschlägen und Übernutzung.
Die Steigerung der Holzernte ist aber nicht überall in der Schweiz im gleichen Ausmass möglich. Es gibt Regionen in der Schweiz, z.B. im Mittelland, die bereits einfach zu bewirtschaften sind und zudem in den letzten Jahren mit Waldschäden zu kämpfen hatten. Dort wurde dementsprechend mehr Holz geerntet als ursprünglich geplant war. Im Gegensatz dazu wird der Wald in den Alpen, Voralpen und auf der Alpensüdseite klar zu wenig genutzt und gepflegt. Das heisst die Wälder werden älter, dunkler und somit auch instabiler. Das kann insbesondere in Wäldern mit Schutzfunktion problematisch werden. Die Pflege und Auflichtung dieser Wälder fördert nicht nur die Stabilität, sondern ist auch ein wichtiger Faktor bei der Förderung der Artenvielfalt. So ist beispielsweise das Auerhuhn auf ein Mosaik zwischen alten Nadelbäumen und offenen, lichten Flächen angewiesen.
Das Ziel einer ökologisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist, dass sich der Zuwachs, die Nutzung und das natürliche Absterben von Bäumen längerfristig die Waage halten. Nur so ist der Wald für zukünftige Herausforderungen gewappnet und kann allen Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht werden.