Wieso ist der Wald so unaufgeräumt?
Die Waldnutzung ist in einem stetigen Wandel. Noch vor hundert Jahren wurde an manchen Orten praktisch jedes Zweiglein und Blättchen genutzt. Zum Beispiel als Bettlaub in Matratzen oder als Einstreu in den Ställen. Ausserdem war Holz als Brennstoff vor dem Aufkommen der fossilen Energieträger unverzichtbar. Das hat regional zu einem grossen Nährstoffentzug aus den Wäldern geführt.
Heute sind diese historische Waldnutzungen kaum mehr von Bedeutung und es wird bewusst ein Teil des sogenannten Schlagabraums nach Holzschlägen im Wald belassen. So kann ein Teil des Holzes im Wald vermodern und die Nährstoffe werden wieder in den Waldkreislauf abgegeben. Es ist verständlich, dass gerade ältere Personen, die vielleicht selbst noch Bettlaub gesammelt haben, den Wald heute als unaufgeräumt empfinden. Die Akzeptanz von Totholz im Wald hat jedoch in der Gesamtbevölkerung in den letzten Jahrzehnten zugenommen.
Das flächige Aufräumen aller Äste nach Holzschlägen ist aufwendig und kommt eigentlich nur in Regionen mit erhöhter Waldbrandgefahr in Frage - beispielsweise in Föhntälern oder an südexponierten Lagen. Dickere liegende Bäume, sind in der Regel kein grosses Risiko, da diese häufig eine Restfeuchtigkeit haben und somit schlecht brennbar sind.
Schlussendlich werden bewusst nicht nur Asthaufen, sondern auch ganze Bäume im Wald belassen. Gerade dicke, abgestorbene Bäume bieten Lebensraum und Nahrung für Pilze, Insekten, oder Vögel. So wird beispielsweise das gezielte Stehen- und Liegenlassen von mehreren toten Bäumen in einer sogenannten Altholzinsel von Bund und Kanton finanziell gefördert. Die Unordnung im Wald oder besser gesagt Strukturvielfalt hilft somit nicht nur der Artenvielfalt, sondern sorgt für ein intaktes und gesundes Ökosystem Wald.