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Nebst ihrem Beitrag zur Erfolgskontrolle und Qualitätssicherung fördern die Weiserflächen auch das Teilen von Erfahrungswissen. Die Weiserfläche «Afrika» in Valens, Taminatal, SG. Vergleichsbilder November 2003 (gross) und 2021 (Kreis). Foto: Raphael Schwitter / Christian Rüsch

Verband & Politik | ZeitschriftenLesezeit 4 min.

Waldbauliche Erfahrungen aus Weiserflächen

Die Fachstelle für Gebirgswaldpflege hat im Sommer 2023 das BAFU-Projekt «Inwertsetzung der waldbaulichen Erfahrungen aus den NaiS-Weiserflächen» abgeschlossen. Hauptziele waren Fortschritte in der Umsetzung und Verankerung der Wirkungsanalyse in der Praxis.

Christian Rüsch* | Die Arbeitsmethode mit Wirkungsanalyse auf Weiserflächen wurde 1996 in der Vollzugshilfe «Minimale Pflegemassnahmen für Wälder mit Schutzfunktion» eingeführt, die 2005 durch NaiS (Nachhaltigkeit + Erfolgskontrolle im Schutzwald) abgelöst wurde. Damals erfolgte die Schutzwaldpflege im Rahmen von Waldbauprojekten. Die Weiserflächenarbeit war eng mit der forstlichen Planung verknüpft. 

Heute ist die Wirkungsanalyse auf Weiserflächen als eines von vier Elementen der Erfolgskontrolle im Rahmen von NaiS etabliert. Im Rahmen der Erfolgskontrolle setzen die Kantone die Wirkungsanalyse auf Weiserflächen um. Dank der Arbeit mit Weiserflächen können die Bewirtschaftenden die Wirkung ihrer Massnahmen oder bewusster Unterlassungen beobachten und dokumentieren. Die Erkenntnisse aus der Wirkungsanalyse tragen zur Verbesserung des waldbaulichen Wissens bei und dienen damit der Qualitätssicherung in der Schutzwaldpflege. Der Fokus verschob sich hin zu den Schwerpunkten Qualitätssicherung sowie der Gewinnung, Sicherung und dem Teilen von Erfahrungswissen.

Der Projektfokus

Das vierjährige vom BAFU finanzierte Projekt «Inwertsetzung der waldbaulichen Erfahrungen aus den NaiS-Weiserflächen» förderte die Umsetzung und Verankerung der Weiserflächenarbeit in der forstlichen Praxis. Dafür standen der GWP zusätzliche Mittel für Beratung, Ausbildung und Unterstützung der kantonalen Forstdienste sowie zur Weiterentwicklung von Umsetzungshilfen zur Verfügung. Ausgangslage dafür waren Interviews mit den kantonalen Schutzwaldverantwortlichen. Sie gaben pro Kanton Aufschluss über den Stand der Arbeiten, eventuellen Handlungsbedarf sowie die jeweiligen Bedürfnisse.

Kurs- und Beratungstätigkeit

Die GWP hat während der gesamten Projektlaufzeit Beratungen zu allen Belangen der Weiserflächenarbeit und der Wirkungsanalyse durchgeführt. Oft angenommen wurde  das Angebot, an Wirkungsanalysen als aussenstehende Drittperson mitzuwirken. Hauptaufgabe dabei war das Einbringen einer unvoreingenommenen Aussensicht, die nicht durch lokale Vorkenntnisse oder Erfahrungen auf der entsprechenden Weiserfläche beeinflusst ist. Mitarbeiter der GWP nahmen so während der Projektlaufzeit an knapp 30 Wirkungsanalysen teil. Für einige Kantone wurden Kurse zu spezifischen Aspekten wie der Einrichtung von Weiserflächen im Jungwald, der Formulierung von messbaren Etappenzielen oder dem Bestimmen des geeigneten Zeitpunkts für die Wirkungsanalyse organisiert. Im Oktober 2023 fand in Kriens (LU) ein Kurs zu den «Grundlagen zur Arbeit mit Weiserflächen und Wirkungsanalyse mit Fokus auf die praktische Umsetzung» mit Teilnehmern aus acht Kantonen statt.

Erarbeitung von Hilfsmittel

Es wurden zwei Publikationen erarbeitet. Ziel dieser Dokumente ist es, die Methode und ihren Nutzen für Praktiker anhand von praktischen Beispielen greifbar zu machen: Das Grundlagenpapier «Wirkungsanalyse auf Weiserflächen – Was ist das, und wozu dient sie?» stellt dar, wie aus Weiserflächen Erfahrungen gesammelt, ihre Übertragbarkeit geprüft und die Erkenntnisse umgesetzt werden können. Die «Wegleitung für die praktische Umsetzung» erklärt die konkrete Arbeit mit Weiserflächen und der nachfolgenden Wirkungsanalyse von Grund auf. Sie enthält praxisnahe Tipps, Hilfestellungen und Empfehlungen von und für Praktiker.  Damit die Resultate und Schlussfolgerungen aus den Wirkungsanalysen gut dokumentiert und für die weitere Verwendung festgehalten werden können, wurde ein «Protokoll Wirkungsanalyse» entwickelt. Es ergänzt das NaiS-Formular 5
mit den Fragen nach Erkenntnissen, Resultaten und deren Übertragbarkeit auf andere Flächen. 

Ebenfalls wurde das NaiS-Formular zur Wirkungsanalyse überarbeitet und weiterentwickelt. Ziel ist eine neue Browseranwendung des Formulars 5 «Wirkungsanalyse», das direkt aus der bestehenden Browseranwendung des Formulars 2 generiert werden kann. Die technische Realisierung ist geplant, aber noch nicht umgesetzt. Parallel dazu wurde die Weiserflächen-Plattform SuisseNaiS erneuert. 

Praxisgruppen und Expertenpool

In den Waldregionen 2+3 des Kantons St. Gallen konnten im Rahmen des Projekts sehr gute Erfahrungen mit einer Praxisgruppe für die Wirkungsanalyse gemacht werden. Dabei werden für die einzelnen Wirkungsanalysen neben den direkt zuständigen Bewirtschaftern weitere Förster/Forstingenieure aus dieser Waldregion einbezogen. Damit steht für die kritische Reflexion der Ergebnisse aus einer Weiserfläche ein erheblich grösseres Reservoir an waldbaulichen Erfahrungen zur Verfügung. Gleichzeitig werden die beteiligten Förster mit der Durchführung von Wirkungsanalysen vertraut gemacht und neue Erkenntnisse direkt geteilt und multipliziert. Im November 2022 trafen sich erstmals interessierte Fachleute – vom Revierförster bis zum Schutzwaldverantwortlichen – aus der ganzen Schweiz im Rahmen des Expertenpools Wirkungsanalyse. Ziel dieser Gruppe ist, an ihren jährlichen Treffen Grundsätzliches zur Methode zu diskutieren und Interessierte für den Einsatz als Aussenstehende an Wirkungsanalysen zusammen zu bringen.

Fallbeispiele aufgearbeitet 

Mit der Aufarbeitung von Fallbeispielen soll aufgezeigt werden, welche Erkenntnisse oder Ergebnisse aus Weiserflächen gewonnen werden können. Die Orkane Vivian und Wiebke im Februar 1990 hinterliessen in den Wäldern der Ortsgemeinde Pfäfers (SG) grossflächige Sturmschadenflächen. Die Verantwortlichen entschieden sich, viel Schadholz zu belassen und auf Borkenkäferbekämpfung grossmehrheitlich zu verzichten. Raphael Schwitter hat für die OG Pfäfers mit vier Weiserflächen unterschiedlicher Ausrichtung die Entwicklung seit 1990 beobachtet und dokumentiert. Nun liegen die gesammelten Erfahrungen in Text- und Bilddokumentationen für jede Weiserfläche vor. Zudem werden in einer zusammenfassenden Bilanz Schlussfolgerungen gezogen, die auf andere Flächen übertragen werden können.

Fazit und Ausblick

In einigen Kantonen ist die Arbeit mit Weiserflächen und der Wirkungsanalyse gut etabliert. Das ist jedoch noch nicht flächendeckend der Fall. Mit den im Rahmen des Projekts überarbeiteten Grundlagen und Aktivitäten stehen nun bessere Hilfsmittel zur Verfügung, um die Arbeit auf Weiserflächen stärker in der Praxis zu verankern und weiter voranzubringen.

Das BAFU plant, Projektresultate wie das Grundlagenpapier und die Wegleitung in die laufende NaiS-Überarbeitung zu integrieren. Die GWP steht auch nach Projektabschluss für Beratung und Ausbildung zu Wirkungsanalyse und Weiserflächen gerne zur Verfügung. Es ist ihr ein Anliegen, die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen mit den interessierten Fachpersonen in der Branche zu teilen. 

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