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Bei der Fichte stiegen die Preise in diversen Sortimentsklassen im langjährigen Vergleich an. Grafik: WaldSchweiz

ZeitschriftenLesezeit 4 min.

INTERNATIONALES TREFFEN Die Lage bei uns und den Nachbarländern

Während der Bodenseeländer-Gespräche vom 27. und 28. April in Solothurn kam es zu einem Austausch unter internationalen Experten in Sachen Holzmarkt. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.

Die Bodenseeländer-Gespräche finden zweimal jährlich statt. Den ersten Anlass des Jahres 2023 durfte WaldSchweiz in Solothurn ausrichten. Es waren Experten aus Deutschland, Österreich und auch aus Frankreich geladen, mit dem Ziel, sich gegenseitig über die Holzmarkt-Situation im jeweiligen Land zu informieren und sich über Chancen und Risiken in der Branche auszutauschen. Abgerundet wurde der Austausch mit einer Stadtführung durch Solothurn und einem Besuch eines innovativen und erfolgreichen Forstbetriebes in der Region. 

Während in der Schweiz die Auftragslage der Bauwirtschaft und der Sägereien immer noch als gut bis sehr gut eingestuft wird, verhält es sich im umliegenden Ausland nicht so rosig. Deutschland, Frankreich und Österreich berichten über eine stark rückläufige Entwicklung der Baubranche. Zurückzuführen ist dies auf das internationale Inflationsgeschehen (Inflationsraten März 2023: DE =7,4%; A = 9,2%; F= 5,7 %; CH = 2,9%) steigende Zinskosten, gestiegene Konsumentenpreise, sowie generelle Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft.

Laubholz: Die Nachfrage nach Buche, Esche, und Eiche verhält sich in Deutschland, Österreich und Frankreich ähnlich «gut» wie bei uns in der Schweiz. Baden-Württemberg berichtet über eine sehr gute Nachfrage bei der Buche, rechnet jedoch aufgrund der gestiegenen Preise (Buche Industrieholz: 130 €/t atro) mit einer nachlassenden Nachfrage. Esche sei konstant bis leicht rückläufig, Preise würden stagnieren, wohingegen die Nachfrage nach Eiche ungebrochen hoch sei, und es konnten Preissteigerungen von bis zu 40% erzielt werden (Eiche Industrieholz: 110–120 €/t atro). Auch in Frankreich wurden für Eichensortimente in 1-b-Qualität beträchtliche Preissteigerungen erreicht.  Was die Prognose für die kommende Laubholz-Saison betrifft, so geht man in Baden-Württemberg von einem sinkenden Absatz aus. 

 

Nadelholz: Was die Fichten- und Tannen-Rundholzpreise betrifft, so bewegen diese sich nach einem historischen Tief im Sommer 2020 (in Bayern unter 60 €/Fm) auf einem Niveau von 110–120 €/Fm ab Waldstrasse in Österreich, Bayern und Baden-Württemberg. Die Preise liegen somit leicht unter dem Vorjahreswert. Der aktuelle Preis für Fichte bei den B-Qualitäten in der Schweiz liegt bei 116 CHF/Fm (siehe Grafik). Im baden-württembergischen Messkirch entstand ein neues Sägewerk der Firma Schneider, in Betrieb seit April 2022, mit einem jährlichen Einschnitt von rund 350 000 Festmeter, ausgerüstet mit einem Schwachholzspaner und zwei Starkholzbandsägen. Weiterhin ist die Erweiterung des Sägewerks der Firma Ante in Rötenbach geplant, mit einer Nadelholz-Einschnittkapazität von bis zu 1 Mio Festmeter. Beide Sägewerke befinden sich keine 100 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt.

In Baden-Württemberg geht man für die kommenden Monate beim Nadelstammholzpreis von einer Stagnation aus: «Insgesamt trüben sich die Aussichten aktuell ein. Es werden keine weiteren Preissteigerungen in den nächsten Monaten erwartet.» In Österreich scheinen die Standorte ausreichend bevorratet zu sein. Der Aufbau von Waldlagern, Revisionsstillstände und Produktionsrücknahmen sowie die Verschiebung der Ströme vor allem von Sägerestholz zurück zu Industrieholz lassen hier die Preise entsprechend reagieren. Auch Frankreich berichtet über Preisrückgänge beim Nadelrundholz 
als auch beim Industrieholz auf das Niveau 
von 2021.

Was die Schweiz betrifft, so kann sich diese, wie bereits eingangs erwähnt, über eine gute Auftragslage der Bauwirtschaft erfreuen – der Holzbau boomt. Die Nachfrage nach Nadel- und Laubrundholz wird als gut bis sehr gut eingestuft. Die Laubholz-Saison 22/23 läuft ebenfalls sehr gut. Aufgrund kurzer Lieferfristen sowie einer günstigen Währungssituation werden jedoch bereits wieder steigende Schnittholzimporte verzeichnet. 

Gemäss SECO liegen die prognostizierten Inflationsraten in der Schweiz deutlich unter jenen in anderen Industrieländern. Deshalb kann man von einer moderaten Reaktion der Geldpolitik ausgehen. Beides spricht dafür, dass die Schweiz im internationalen Vergleich etwas besser durch die kommenden Quartale kommen könnte.

Die grosse Sorge, die alle Teilnehmenden der Bodenseeländer-Gespräche zum Ausdruck brachten, ist und bleibt das Thema Klimawandel und dessen Folgen auf den Wald sowie die damit in Verbindung stehenden jährlich anfallenden Kalamitäten. Der Schadholzanfall in Deutschland lag im Mittel der letzten fünf Jahre bei ca. 50 Mio. Festmeter, dies entspricht über 60% der gesamten Nutzungsmenge. Im Vergleich hierzu fielen in der Schweiz im Mittel der letzten fünf Jahre rund 980 000 Festmeter an. Dies entspricht ungefähr 20% der gesamten Nutzung.  (Siehe auch Borkenkäferbefallsanalyse: WALD und HOLZ Ausgabe 5/2023). WaldSchweiz möchte sich auf diesem Wege nochmals recht herzlich bei den Teilnehmenden der Holzmarktgespräche der Bodenseeländer für den gelungenen Austausch bedanken. Ein nächstes Treffen ist für die zweite Jahreshälfte vorgesehen. Über die
Ergebnisse werden wir Sie wieder in einer Ausgabe von WALD und HOLZ informieren.
(Christina Zumsteg, Paolo Camin, WaldSchweiz)

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